Zuletzt aktualisiert am 22. März 2019 von Birk Ecke
Unsere Augen haben sich im Laufe der Evolution auf unseren ursprünglichen Lebensrhythmus eingestellt. Unsere Vorfahren waren Tagjäger und Sammler. Bei hellem Licht sehen wir intensive Farben, während wir in der Nacht eigentlich nur noch Konturen sehen. Das intensive Farbsehen war für uns als Sammler wichtig, denn es entschied darüber, ob wir uns an roten Pilzen mit weißen Tupfen vergifteten oder groß und stark wurden. Als Tagjäger mussten wir ebenfalls feinste Farbabstufungen wahrnehmen, denn viele Tiere sind sehr gut an ihre Umwelt angepasst und nur mit einem geübten Auge wahrnehmbar. Das zeigt das Foto der halbwilden Katze im Hafen von Cherbourg in der Normandie sehr eindrucksvoll. Das Kontursehen bei Nacht war ebenfalls überlebenswichtig, denn viele Raubtiere der Steinzeit waren Nachtjäger.
Ein paar Worte zu Licht und Farbe
Das reine Kontursehen bei Nacht ist eigentlich ein Trugschluss, denn auch in der Dunkelheit haben Objekte Farben. Mit einem Fotoapparat können wir diese Farben sichtbar machen. Wir brauchen nur eine entsprechend lange Belichtungszeit und hohe Filmempfindlichkeiten. Dafür müssen wir nicht unbedingt eine teure Spiegelreflexkamera anschaffen. Bereits eine moderne Kompaktkamera liefert verblüffende Ergebnisse. Fotografieren im Dunkeln bringt oft erstaunliche Bilddetails zum Vorschein, die mit bloßem Auge so nicht zu erfassen sind.
Die folgenden beiden Bilder habe ich an einem Weihnachtsabend des Jahres 2009 spontan mit einer von meinem Bruder geliehenen Kompaktkamera SONY DSC-H5 aufgenommen. Für das obere Bild von Ballenstedt mit sehr schwierigen Lichtverhältnissen und einer Belichtungszeit von immerhin 2.0 Sekunden habe ich ein ebenfalls geliehenes Stativ verwendet. Das untere Bild vom Halken in Aschersleben mit seiner vergleichsweise guten Ausleuchtung habe ich am selben Tag freihändig mit der selben Kamera SONY DSC-H5 aufgenommen.
Das folgende Bild habe ich mit einer betagten Nikon E4300 gemacht. Zu diesem Bild gibt es eine Geschichte: Immer wenn mein jüngerer Bruder und und ich gemeinsam bei unseren Eltern sind, rauchen wir am letzten Abend zu zweit – stillschweigend und den Augenblick genießend – auf dem Parkplatz hoch über dem Jüdenkegel in Hettstedt eine gute Zigarre. Keiner von uns beiden weiss, was uns die Zukunft bringen wird. An solch einem Abend ist das folgende Foto entstanden. Fotografieren hat für mich auch immer etwas mit Emotionen und Erinnerungen zu tun. Wir beide wohnen und arbeiten in der Ferne, aber das Mansfelder Land ist unsere Heimat – und das wird es auch immer bleiben!
Fotografieren bei schwachem Licht – Available Light Photography
Fotografieren bei schwachem Licht ist wegen des unterschiedlichen Verhaltens unseres Auges und des Bildsensors unserer Digitalkamera nicht ganz einfach. Unser Auge stellt sich auf die Dunkelheit ein und nimmt Farben nicht mehr so intensiv wahr. Der Bildsensor dagegen erfasst Farben und Tonwerte. Da bei modernen Digitalkameras auch hohe Filmempfindlichkeiten kein Problem sind und fast alle Kameras beziehungsweise deren Objektive einen sehr effizienten Bildstabilisator haben, können wir auch bei schwachem Licht sehr gute Fotos machen – oft sogar ohne Stativ.
Wichtig ist, dass wir uns entscheiden, ob wir auf helle oder dunkle Bildbereiche belichten. Was dabei richtig ist, hängt von unseren eigenen Vorlieben und der jeweiligen Situation ab. Hier hilft nur probieren – und wie immer macht Übung den Meister. Ob wir bei schwachen Lichtverhältnissen einen Blitz einsetzen, sollten wir uns gut überlegen. Der Blitz hat nur eine geringe Reichweite und nahe Objekte werden oft unrettbar überbelichtet, während der Hintergrund stockdunkel bleibt. Ich persönlich würde einen Blitz nur bei Portraitaufnahmen oder starkem Umgebungslicht zur Aufhellung des Bereiches vor der Kamera verwenden.
Für das Fotografieren bei schlechten Lichtverhältnissen hat sich eigene Stilrichtung – die so genannte Available Light Fotografie – herausgebildet. Das ist auch kein Wunder, denn in vielen Situationen – so in den meisten Kirchen und Museen – ist die Verwendung eines Blitzgerätes nicht erlaubt oder zumindest nicht erwünscht. Erschwert wird das Fotografieren bei schlechten Lichtverhältnissen manchmal auch dadurch, dass nicht einmal ein Stativ eingesetzt werden darf. In diesen Fällen helfe ich mir oft durch ein so genanntes Bohnenkissen als Auflage oder Anlage. Selbstverständlich helfen auch der Einsatz lichtstarker Objektive und/oder der Einsatz von Objektiven mit Bildstabilisator.
Die unterstehenden vier Fotos wurden von mir an einem Spätnachmittag im Sommer 2009 im altehrwürdigen Dom zu Halberstadt mit einer Spiegelreflexkamera Olympus E-520 mit dem Kit-Objektiv Olympus Zuiko Digital 14-42 mm F3.5-5.6 aus der freien Hand heraus aufgenommen. Die Bildinhalte der dunklen Bereiche könnte ich durch digitale Nachbearbeitung deutlicher herausarbeiten – aber der Dom würde dann einiges von seiner mystischen Ausstrahlung verlieren. Im Falle der Skulpturen im Dom habe ich bewusst auf die von Sonnenstrahlen erhellten Skulpturen belichtet.
Eine weitere Herausforderung ist das Fotografieren von spektakulären Sonnenaufgängen und Sonnenuntergängen. Die folgenden Bilder von einem Sonnenaufgang in einem bitterkalten Winter wurden von mir im strengen Winter 2009/2010 mit einer Spiegelreflexkamera Olympus E-520 mit dem Kit-Objektiv Olympus Zuiko Digital 14-42 mm F3.5-5.6 aus der freien Hand heraus aufgenommen. Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich darauf hinweisen, dass solche Aufnahmen eine Frage der Anwesenheit am richtigen Ort zur richtigen Zeit sind. Ob wir noch einmal einen Sonnenaufgang wie am 05. Januar 2010 mit -10 ° Celsius, extremer Kälte und Schnee vorher und umschlagenden Wetters erleben werden, ist fraglich – an dieser Stelle vielen Dank an meine Oma Elli Ecke, die seit vielen Jahren die Wetterdaten von Greifenhagen aufschreibt und mich mit den Werten dieses Tages versorgt hat.
Die folgenden beiden Bilder sind im Zoo von Aschersleben im Landkreis Salzland entstanden. Es war Frühherbst und früher Abend, als die Fotos entstanden. Die Lichtverhältnisse waren daher in der schönen aber mit dichten und alten Baumbeständen bewachsenen Anlagen zum Teil schwer zu beherrschen. Um die Bilder nicht zu stark zu verrauschen, habe ich meine Nikon D90 generell auf eine Empfindlichkeit von maximal ISO 800 begrenzt – und diese Begrenzung hebe ich nur selten explizit auf. Wenn immer möglich, lege ich lieber die Kamera auf oder benutze ein stabiles Stativ.
Die folgenden zwei Bilder vom Sonnenuntergang am Fortschrittschacht bei Eisleben hat mein Bruder Bert Ecke im Sommer 2008 ganz cool mit einer Kompaktkamera NIKON E4300 aus der freien Hand gemacht. Einen Sonnenuntergang gibt es jeden Tag – doch einen solchen werden wir nicht oft erleben. Diese Bilder waren ebenfalls eine Frage der Anwesenheit zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Diese zwei Fotos zeigen auch, was Digitalkameras gegenüber früheren Analogkameras heute leisten können – selbst wenn sie nicht ganz neu sind.
Die folgenden Bilder sind ebenfalls Beispiele für geringes Umgebungslicht. Sie wurden mit verschiedenen Digitalkameras – von der Kompaktkamera bis zur semiprofessionellen Spiegelreflexkamera – aufgenommen.
Fotografieren bei starkem Licht
Es klingt vielleicht etwas seltsam, aber auch starkes Umgebungslicht kann das Fotografieren erschweren. Die Fotos können in dem Fall schnell in Details überbelichtet wirken. Grundsätzlich söllten wir bei der Verwendung hochwertiger Kameras die mitgelieferten Gegenlichtblenden verwenden. Diese sollten grundsätzlich am Objektiv montiert sein. Bei schwachem Licht stören sie nicht. Bei starkem Licht verhindern sie wirksam, dass Licht seitlich auf den Bildsensor fällt und das Foto unbrauchbar macht. Gegenlichtblenden sind nicht nur für die Objektive von Spiegelreflexkameras verfügbar sondern auch für hochwertige Kompaktkameras. Die Gegenlichtblende ist genau auf das Objektiv angepasst und muss auch im richtigen Winkel montiert werden.
In unseren mittleren Breiten ist bei starkem Licht auch ein Polfilter ein probates Mittel, um gute Fotos zu machen. Das Objektiv muss einen einen entsprechenden Gewindeanschluss haben, was bei Objektiven für Spiegelreflexkameras immer der Fall ist. Die Gewindeanschlüsse sind genormt und die Filter sind daher bei gleichem Objektivdurchmesser entsprechend herstellerunabhängig austauschbar. Die Polfilter können wir durch Verdrehen des Filterringes an die gewünschte Lichtabsorbtion anpassen. Blau- und Grüntöne werden deutlich verstärkt und Spiegelungen auf Wasseroberflächen oder Metallen werden gemindert. Bei extremer Sonne sollten wir den Einsatz eines Graufilters bei einer Spiegelreflexkamera erwägen. Dieser schluckt einfach einen gewissen Teil des gesamten Lichtes – vergleichbar einer Sonnenbrille.
Beide nachstehenden Bilder wurden mit einer Spiegelreflexkamera NIKON D90 mit Objektiv AF-S DX VR Zoom-Nikkor 18-200mm f/3.5-5.6G IF-ED und einem Polfilter an völlig unterschiedlichen Orten in Europa aufgenommen. Beiden Bildern ist ein satter Farbkontrast gemein.
Das untenstehende Foto vom Bayerntor in Landsberg am Lech – aufgenommen im Herbst 2010 – hätte durch die Verwendung eines Polfilters noch gewonnen. Der Himmel wäre damit satter, ebenso das farbige Laub. Da das Foto im RAW Format aufgenommen wurde, könnten wir aber mit Apple Aperture, DxO Optics oder Adobe Lightroom & Co. noch problemlos nachhelfen.