Zuletzt aktualisiert am 19. Dezember 2019 von Birk Ecke
Vor wenigen Wochen hat der Softwarehersteller Skylum sein neues Release 4 des RAW Konverters Luminar veröffentlicht. Skylum Luminar 4 ist mit 79,- € (inklusive 2 Boni; Stand 13.12.2019) im unteren Preissegment der RAW Konverter angesiedelt, etwa auf dem Preisniveau von Corel AfterShot Pro. Gegenüber den Platzhirschen wie Adobe Lightroom, DxO PhotoLab oder Phase One Capture One fehlt zumindest einmal nach wie vor die Möglichkeit, stürzende Linien in Fotos zu beseitigen. Die manuell anpassbaren Einstellungen zum Entwickeln von Fotos sind begrenzt. Nach Aussage von Skylum verfügt Luminar 4 über eine AI Engine, also eine künstliche Intelligenz, die schon im Voraus weiss, wie das entwickelte Foto einmal aussehen soll.
Luminar 4 verlangt das Einlesen von Verzeichnissen in eine Bibliothek. In dieser Bibliothek werden auch die Nachbearbeitungen der Fotos gespeichert. Das finde ich persönlich nicht wirklich ideal. Wird eine Bibliothek gelöscht, gehen auch die Änderungen an den RAW Fotos verloren. Ein eindeutiger Vorteil der Sidecar Dateien von DxO PhotoLab. Beim Starten von Luminar wird die Bibliothek jedesmal aktualisiert – bei schnellen SSD Festplatten kein Problem, aber bei normalen Festplatten ergibt das eine ordentliche Zeitverzögerung. Man sollte daher nicht bei der Installation gleich ein komplettes Verzeichnis mit mehreren zehntausend Fotos als Bibliothek auswählen.
Womit wir gleich bei der Installation von Luminar 4 sind. Eine Installation unter macOS Catalina ist nur im eigenen Benutzerverzeichnis möglich – auch mit den Rechten eines Administrators. Das ist nicht in Ordnung, denn mit dem Passwort eines Administrators kann man andere Programme auch im Ordner “Programme” installieren – und dort gehören sie ja auch hin. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein typischer Apple Nutzer, der benutzerfreundliche Software gewöhnt ist, daran verzweifelt.
Der Workflow von Luminar 4 ist in sich logisch gegliedert. Es gibt einen Bereich “Bibliothek”, einen “Bearbeiten” und einen “Info”. Der Bereich “Info” gibt nicht wirklich viele Informationen über das Foto preis. Es gibt gerade mal ein Histogramm und Basisinformationen zur Kamera und die Bildeinstellungen. Informationen zum verwendeten Objektiv gibt es nicht. Die folgenden zwei Fotos wurden mit der NIKON D90 und dem Objektiv AF-S DX NIKKOR 18-200 mm 1:3.5-5.6G ED VR Ⅱ, eine Kombination, die ja nun wirklich nicht exotisch ist, aufgenommen. Auch mit neuen Kamera-Objektiv-Kombinationen kann man Luminar 4 nicht mehr Informationen entlocken.
Funktionen zum Korrigieren von Objektivverzeichnungen und stürzenden Linien gibt es in Luminar 4 nur rudimentär. Lediglich die Verdrehung eines Fotos lässt sich gut korrigieren. Da muss man aber fair sein. Luminar 4 kostet nur einen Bruchteil der großen RAW Konverter. Weshalb sich diese Funktion aber nicht im rechten Menü “Bearbeiten” auswählen lässt, erschließt sich mir nicht. Dieser Schritt im Workflow geht über das obere Menü “Bearbeiten” ⇒ “Arbeitsfläche” ⇒ “Zuschneiden & rotieren” oder die Taste “c”. Da muss man erst mal drauf kommen.
Faszinierend sind die Funktionen zum Ersetzen des Himmels. Hier hat Skylum offenbar wirklich eine AI Engine installiert. Gut, ich würde das nicht wirklich einsetzen, weil ich das als unzulässige Manipulation eines Fotos ansehe. Aber für manchen Nutzer mag diese Funktion interessant sein. Schauen Sie sich mal das folgende Foto an. Man kann das mögen oder nicht. Aber es ist wirklich erstaunlich.
Was aber nicht funktioniert: Der ausgetauschte Himmel spiegelt sich nicht auf einer Wasseroberfläche. Dort bleibt die Spiegelung des originalen Himmels erhalten. Also Vorsicht beim manipulieren von Fotos! Irgendwann kommen solche Aktionen im wahrsten Sinne des Wortes ans Tageslicht.
Fazit: Luminar 4 liefert hervorragende Ergebnisse bei der Entwicklung von RAW Fotos. Die Ergebnisse übertreffen das in etwa gleich teure Corel AfterShot Pro bei weitem und stehen DxO PhotoLab Elite zumindest bei Fotos, die bei Tageslicht aufgenommen wurden, in nichts nach – abgesehen von der Korrektur von Objektivverzeichnungen und stürzenden Linien. Für jeden, der nur gelegentlich Fotos im RAW Format entwickelt, ist das Programm eine Alternative zu den teuren Platzhirschen. Hervorheben muss man die Funktion zum Auswechseln des Himmels, obwohl es eigentlich nicht mein Ding ist und sie bei feinen Strukturen im Vordergrund nicht sauber funktioniert.
Für den Preis ist Luminar 4 ein solides Werkzeug für jemanden, der perfekte Fotos produziert oder mit wenig Aufwand Fotos nachbearbeiten möchte und nicht auf den letzten Schliff achtet. Eine echte Korrektur von gravierenden Bildfehlern ist leider nach wie vor nicht möglich, aber das ist wohl dem Preis geschuldet. Der Aufwand, ein Pseudo HDR Bild zu erzeugen ist nun mal deutlich geringer, als einen für die Korrektur stürzender Linien. Die Schlagschatten der Fotos in der Vorschau sind nach wie vor nervig und haben in ein RAW Konverter nichts zu suchen! Hier hat man immer den Eindruck, das Teile des Bildes abgeschnitten sind.