Zuletzt aktualisiert am 13. März 2020 von Birk Karsten Ecke
Schweden ist heute für die Deutschen ein beliebtes Reiseziel. Und in der Tat hat Schweden insbesondere für Naturbegeisterte, Wanderer, Angler und Jäger eine ganze Menge zu bieten. Landschaftlich bedient insbesondere die historische Provinz Småland in Südschweden alle Klischees über unseren nordeuropäischen Nachbarn.
Hier gibt es die typischen farbig angestrichenen Holzhäuser, riesige Getreidefelder, mit Mauern aus Findlingssteinen umfriedete Weiden mit sichtlich sattgefressenen und zufriedenen Kühen und endlose Wälder. Große Industrieansiedlungen sind nur selten zu finden, und wenn in den größeren Städten. Småland ist auch durch die Kinderbücher Astrid Lindgrens bekannt, die hier aufwuchs. Schweden ist Mitglied der Europäischen Union und Schengenstaat. Die folgenden Tipps beziehen sich insbesondere auf das ländlich geprägte Småland ind Südschweden.
Anreise mit dem Zug
Eine Anreise mit dem Zug von Deutschland nach Stockholm oder das südlicher in Småland gelegene Kalmar ist im Prinzip möglich, aber mit mehrfachem Umsteigen – unter anderem in Kopenhagen. Eine Zugfahrt von München nach Stockholm dauert fast 24 Stunden. Von Berlin aus muss man immer noch etwa 17 Stunden einplanen.
Flugreisen nach Schweden
Wie jeder andere europäische Staat ist Schweden auch problemlos über die Netze der Linienfluggesellschaften wie Air Berlin, Lufthansa, Swiss oder andere mehrmals täglich erreichbar. Wer vor Ort flexibel sein möchte, muss sich aber einen Mietwagen buchen.
Anreise mit dem Auto
Deutlich besser als mit dem Zug kann man mit dem Auto nach Schweden reisen. Insbesondere für Reisende aus dem östlichen Norddeutschland, Mittel- und Süddeutschland bietet sich die Benutzung der Fährlinie Sassnitz – Trelleborg an, die von der Reederei STEENA LINE mehrfach täglich bedient wird. Die Überfahrt dauert in beiden Richtungen etwa 4 Stunden, in denen man schlafen, etwas essen oder mit der Beobachtung des Schiffverkehrs auf der Ostsee verbringen kann.
Insbesondere auf der Rückfahrt ist die Benutzung der Fähre zu empfehlen, sonst ist der Erholungseffekt wegen des üblen Verkehrsverhaltens auf deutschen Autobahnen sofort dahin. Finanziell ist man durch die Benutzung der Fähre nicht schlechter gestellt, denn die Öresundbrücke (Kunstname Øresundsbron) zwischen Malmö und Kopenhagen sowie die Storebælt-Brücke zwischen Korsør und Nyborg sind mautpflichtig (Øresundsbron einfach ca. 47,- EURO, Storebælt einfach ca. 33,- EURO – auch in EURO und mit Kreditkarte bezahlbar).
In Schweden gelten folgende Höchstgeschwindigkeiten, soweit nicht anders durch Verkehrszeichen geregelt:
- Innerorts 50 km/h
- Außerorts 70 km/h
- Autobahn 110 km/h
Geschwindigkeitsübertretungen werden mit hohen Bußgeldern geahndet und Blitzer sind in Schweden zahlreich! Wegen des hohen Wildbestandes sollten die zulässigen Höchstgeschwindigkeiten auch im eigenen Interesse eingehalten werden. Insbesondere querende Elche sind sind eine unter Umständen tödliche Gefahrenquelle! In Schweden muss jederzeit – auch tagsüber – mit Abblendlicht gefahren werden. Auch hier drohen bei Missachtung hohe Geldbußen. Kinder bis zum siebenten Lebensjahr müssen auf einen Kindersitz. Die Alkoholgrenze liegt bei 0,2 Promille.
Autofahren in Schweden
Die Schweden fahren bis auf sehr wenige Ausnahmen sehr diszipliniert, sodass das Autofahren in Schweden deutlich entspannter ist, als in Deutschland. Wegen der geringen Besiedlungsdichte der ländlichen Gebiete sind auch deutlich weniger Autos unterwegs und selbst in Städten wie Karlskrona, Kalmar oder Växjö ist deutlich weniger Verkehr als in vergleichbaren Städten in Deutschland. Allerdings muss man für Fahrten innerhalb Schwedens auch deutlich mehr Zeit einkalkulieren, als für vergleichbare Entfernungen innerhalb Deutschlands. Man kann dabei aber auch als Fahrer den Reiz der Landschaft und der Dörfer genießen.
Tanken in Schweden
Auch wenn der Verbrauch in Schweden aufgrund der restriktiven Geschwindigkeitsbeschränkungen wesentlich niedriger liegt als in Deutschland (etwa 15-20% bei einem Benziner) empfiehlt es sich den Tankinhalt nicht bis auf den letzten Liter auszureizen. Die Tankstellendichte ist wesentlich dünner als in Deutschland und die Tankstellen sind meistens nicht besetzt so das ein Tankvorgang nur mit Kreditkarte und PIN möglich ist. EC Karten werden an den Tankautomaten nicht akzeptiert.
Die Bedienung der Automaten ist zwar rein theoretisch mehrsprachig möglich, rein praktisch hat diese Möglichkeit allerdings an mehreren Zapfsäulen nicht funktioniert. Auch würde ich es empfehlen sich für die langen Strecken in Schweden sich die gängigsten Ersatzteile wie Zündkerze und Keilriemen sowie eine kleine Werkzeugauswahl und ein Ersatzreifen im Auto zu platzieren da auch die Werkstätten nicht so zahlreich vorhanden sind.
Schwedische Kleinstädte
Schwedische Kleinstädte sind ein Kapitel für sich. Sie sind extrem sauber und auf den Straßen oder Grünflächen liegt nicht der geringste Schmutz – kein Kaugummi, kein Kaugummipapier, kein Tempotaschentuch, rein gar nichts. Oft bestehen sie aus wenigen Holzhäusern und in den Randlagen aus Häusern der 1970er und 1980er Jahre. Alle Häuser sind sehr gepflegt.
Im Zentrum finden sich Supermarkt, Tankstelle und oft die für Schweden typische Gatukök – eine Straßenküche, die aber mehr ein Imbiss mit einem eingeschränkten Angebot an Pommes, Hamburger und Hotdogs und noch eingeschränkteren Öffnungszeiten ist. Kartoffelpüree – das beliebte Potassismus – kommt meist in nicht weniger als vier Sorten aus einem Automaten. Restaurants oder Gaststätten wie in Deutschland gibt es in diesen Kleinstädten nicht.
Ab spätestens 17:00 Uhr sind die Straßen in den schwedischen Kleinstädten wie lehrgefegt. Mit Ausnahme des Supermarktes ist kaum noch ein Mensch anzutreffen und auch der Autoverkehr ist mehr als überschaubar. Renommierte Reiseführer beschreiben die schwedischen Kleinstädte deshalb als nicht sehenswert. Dennoch sollte man einmal einen Spaziergang durch das Zentrum einer schwedischen Kleinstadt gemacht haben.
Preis-Leistungs-Verhältnis
Ein Schnäppchen lässt sich in Schweden beim Einkaufen nicht machen. Die Preise bewegen sich grundsätzlich auf deutschem Niveau oder auch deutlich deutlich darüber.
Essen und Trinken
Auswärts Essen zu gehen scheint nicht das größte Hobby der Schweden zu sein, wir jedenfalls hatten schon große Probleme für Mittags ein warmes Essen zu bekommen, ein Restaurant was zur Abendzeit geöffnet hatte haben wir während der ganzen Woche nicht gefunden. Wenn es zum Mittagessen geht gibt es entweder einen oder mehrere der sehr schmackhaften und auch günstigen (~1€) Hotdogs oder ein Lunchbuffet für umgerechnet etwa 8 – 15 Euro das zum Glück sehr fleischlastig und wohlschmeckend ist. Meistens gibt es zum Buffet noch ein Softgetränk oder ein Leichtbier sowie unbegrenzt Leitungswasser.
Supermärkte in Schweden
Die schwedischen Supermärkte sind ein Traum für jeden Fleischliebhaber und Gourmand, allerdings ein Alptraum für jeden Alkoholliebhaber. Kommen wir zuerst zum Negativen: In den normalen Supermärkten gibt es nur die verschiedenen Leichtbiere mit 2,8 und 3,5 Prozent. Wer mehr will muss in den staatlichen Alkoholladen, Systembollaged, gehen und dort wird es richtig unangenehm: Egal ob eine Flasche NoName Wodka zu 30 € oder die günstigste Sorte Bier aus Tschechien zu 2,50 €. Hier kann man sein Geld problemlos unter die Leute bringen.
Doch natürlich gibt es in den schwedischen Märkten auch positives: Fleisch, Fisch oder Meeresfrüchte gibt es frisch oder tiefgekühlt zu akzeptablen Preisen. Was uns allerdings verwundert hat: Obwohl die schwedischen Lebensmittel – selbst die Leberwurst – fast alle gesüßt sind und der typische Schwede gerne Eis und Süßwaren isst, sind diese Produkte im Vergleich zu Deutschland sehr teuer.
Alkohol in Schweden
Getränke mit einem Alkoholgehalt über 3,5 Prozent werden in Schweden nur in staatlich geführten Geschäften – den Systembolagets – verkauft. Das gilt auch für Bier. Die Preise für Bier, Wein und Spirituosen liegen um ein Vielfaches über dem im Deutschland. In den Supermärkten und Kiosken gibt es nur Leichtbier mit einem Alkoholgehalt zwischen 2,8 und 3,5 Prozent.
Wer also abends vor dem Schlafen einen Absacker nehmen möchte, sollte sich Mümmelmann & Co. für den Eigenbedarf auf seine Schwedenreise mitnehmen. Das Leichtbier – Lättöl – ist trinkbar, aber die Preissteigerung bei einem Alkoholgehalt von 2,8 Prozent auf 3,5 Prozent ist wahnwitzig. Ein um nur 0,7 Prozent höherer Alkoholgehalt steigert den Verkaufspreis des Leichtbieres um sagenhafte 150 Prozent.
Allgemeine Sicherheitshinweise
Auf dem Land kann man im Prinzip Auto und Ferienwohnung unverschlossen lassen – ja sogar die teure Spiegelreflexkamera auf dem Tisch vor der Wohnung liegen lassen. Hier wird mit Sicherheit nichts gestohlen. In den größeren Städten mag das aus sozialen und ethnischen Gründen und wegen der Bevölkerungsstruktur ganz anders aussehen. Private Grundstücke, insbesondere in der Nähe von größeren Städten sind oft videoüberwacht.
Rechtliche Hinweise zum Fotografieren in Schweden
In Schweden gelten ähnliche rechtliche Bedingungen für das Fotografieren, wie in Deutschland. Dies gilt auch für die Panoramafreiheit. Glücklicherweise ist man in Schweden weitaus toleranter beim Fotografieren in Museen, auch in Innenräumen.