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Review: Am Hoyerstein bei Welfesholz mit NIKON D700 und CARL ZEISS Planar T* 1,4/50 ZF.2

Bild: Blick vom Hoyerstein bei Welfesholz auf Gerbstedt. NIKON D700 mit CARL ZEISS Planar T* 1,4/50 ZF.2 ¦¦ ISO200 ¦ f/16 ¦ 1/320 s.

Objektive mit Festbrennweite sind etwas Wunderbares, weil sie perfekt auf Ihre Brennweite zugeschnitten sind – ohne jeden Kompromiss. Heute vormittag hatte ich bei Sonnenschein und einem leicht bewölkten Himmel Gelegenheit, das CARL ZEISS Planar T* 1,4/50 ZF.2 am Hoyerstein bei Welfesholz im Landkreis Mansfeld-Südharz auszuprobieren.

Ich gebe zu, dass die Brennweite von 50 Millimeter nicht gerade ein Klassiker für die Landschaftsfotografie darstellt, aber mit einer Vollformatkamera ergeben sich gerade am Hoyerstein mit einem Objektiv dieser Brennweite interessante Perspektiven. Zum Einen sind das im Süden die beiden Mansfelder Pyramiden des Otto-Brosowski-Schachtes und des Ernst-Thälmann-Schachtes mit imposanten Kegelhalden, die bei geeignetem Standort den Hoyerstein scheinbar flankieren. Einen interessanten Kontrast dazu bildet der Ort Gerbstedt im Nordosten, der sich mit dieser Brennweite komplett auf dem Bildsensor einer Vollformatkamera abbilden lässt.

Nicht zuletzt ist der Hoyerstein ein mystischer Ort, denn hier hat sich auf dem Lerchenfeld im Hochmittelalter, genauer am 11. Februar 1115 eine der bedeutendsten Schlachten Mitteldeutschlands abgespielt, die in einer persönlichen Tragödie für den Mansfelder Grafen Hoyer und einer vernichtenden Niederlage der kaiserlichen Zentralgewalt endete und so die Jahrhunderte währende Zersplitterung Deutschlands einleitete. Für geschichtlich Interessierte sei auch auf meine Website www.harz-saale.de mit der Seite „Hoyer von Mansfeld und die Schlacht von lignum catuli oder Welfesholz“ verwiesen.

Doch genug des geschichtlichen Exkurses in die Zeit des Hochmittelalters. Heute hat mich insbesondere die Abbildungsleitung des CARL ZEISS Planar T* 1,4/50 ZF.2 an meiner NIKON D700 interessiert. Dabei ging es mir vor allem um die kleinste Blende – entsprechend größter erreichbarer Blendenzahl 16 – dieses Objektivs. Wer Landschaftsaufnahmen mit einer möglichst durchgängigen Schärfentiefe – alles von Objekten im Vordergrund bis zu unendlich entfernten Objekten ist weitgehend scharf abgebildet – machen möchte, ist auf eine möglichst kleine Blende angewiesen. Zudem war mir wichtig, zu klären, inwieweit sich das CARL ZEISS Planar T* 1,4/50 ZF.2 auch ohne Stativ verwenden lässt.

Dazu ist zu sagen, dass sich am CARL ZEISS Planar T* 1,4/50 ZF.2 der Fokus ausschließlich manuell einstellen lässt. Es hat keinen eingebauten Autofokusmotor und auch der eventuell vorhandene Autofokus der Kamera ist nicht nutzbar. Das CARL ZEISS Planar T* 1,4/50 ZF.2 richtet sich ausdrücklich an ambitionierte Fotografen, die ihre Bildkompositionen selbst bestimmen möchten. Da im Zeitalter von funktionsfähigen Super Zoom Objektiven die Festbrennweiten ohnehin weitgehend aus der Mode gekommen sind und der Autofokus vielen Hobbyfotografen als unentbehrlich erscheint, stellt sich die Frage, wozu ein Objektiv – doppelt so teuer wie NIKON’s Festbrennweite AF-S NIKKOR 50 mm 1:1,4G – überhaupt seine Berechtigung hat.

Meine Antwort ist: Ja, das CARL ZEISS Planar T* 1,4/50 ZF.2 ist ein Spitzenobjektiv und reiht sich nahtlos in die anderen hochwertigen optischen Geräte von CARL ZEISS ein. Die Haptik ist herausragend – das Gehäuse ist vollständig aus Metall, der Einstellring für die Blende rastet satt in der jeweiligen Blendenstufe ein und der Fokusring mit der Entfernungsskala ist angenehm schwergängig und bewegt sich nicht aus der Fokusposition. Selbst die Gegenlichtblende ist aus Leichtmetall und für die Vermeidung von Reflektionen innen mit mattem Samt überzogen. Die Abbildungsleistung ist bei jeder Blendenzahl und bei jeder Belichtungszeit über jede Kritik erhaben.

Für mich als gelernten Maschinenbauer ist das CARL ZEISS Planar T* 1,4/50 ZF.2 eine in sich ausgesprochen gelungene Konstruktion. Es ist zweifellos nichts für Gelegenheitsknipser und – das sei an dieser Stelle auch klar gesagt – nichts für Actionfotografen. Das CARL ZEISS Planar T* 1,4/50 ZF.2 empfiehlt sich für gut geplante Fotos, bei denen es nicht auf die Sekunde ankommt oder die man als Fotograf steuern kann. Es entspricht damit dem, was man unter klassischer Fotografie verstehen kann. Die Domäne der 50-Millimeter-Festbrennweite liegt aber eigentlich in der Porträtfotografie, weil dieser Abbildungsmaßstab am ehesten dem menschlichen Sehen entspricht.

Was das CARL ZEISS Planar T* 1,4/50 ZF.2 nicht bietet:

Was das CARL ZEISS Planar T* 1,4/50 ZF.2 bietet:

Ein Nachsatz zu DxO Optics Pro 3 ELITE: Die Rohdaten der Fotos meiner NIKON D700 in Verbindung mit dem Objektiv CARL ZEISS Planar T* 1,4/50 ZF.2 lassen sich auf meinen Macs in DxO Optics Pro 3 ELITE nicht entwickeln. Das von mir sonst so geschätzte DxO bricht mit mit der Fehlermeldung „Fehler beim Laden – Distortion Preparation Error“ ab. Hier führt der Umweg nur über das kostenlose ViewNX 2 von NIKON als TIFF. Apple Aperture und Apple iPhoto sowie die Apple Vorschau können die RAW Files problemlos darstellen. DxO Optics Pro 3 ELITE unter Windows wurde von mir nicht getestet.

Alle Fotos auf dieser Seite © 2012 by Birk Karsten Ecke mit
¦¦ Nikon D700 ¦ CARL ZEISS Planar T* 1,4/50 ZF.2
¦¦ Apple Aperture 3.2

Bild: Der Hoyerstein bei Welfesholz mit dem Otto-Brosowski-Schacht und dem Ernst-Thälmann-Schacht.
NIKON D700 mit CARL ZEISS Planar T* 1,4/50 ZF.2 ¦¦ ISO400 ¦ f/16 ¦ 1/160 s.

Bild: Der Hoyerstein bei Welfesholz.
NIKON D700 mit CARL ZEISS Planar T* 1,4/50 ZF.2 ¦¦ ISO200 ¦ f/1,4 ¦ 1/8000 s.

Bild: Blick vom Hoyerstein bei Welfesholz auf Gerbstedt.
NIKON D700 mit CARL ZEISS Planar T* 1,4/50 ZF.2 ¦¦ ISO200 ¦ f/16 ¦ 1/320 s.

Fazit: Das Objektiv CARL ZEISS Planar T* 1,4/50 ZF.2 ist – wie für seinen hohen Einstandspreis von fast 650,- EURO nicht anders zu erwarten -, zweifellos ein Produkt, das an der Spitze der Fotoobjektive in der 50-Millimeter-Klasse antritt. Das CARL ZEISS Planar T* 1,4/50 ZF.2 ist ein Objektiv, dass sich ambitionierte Fotografen wendet, die ihre Fotos sogfältig planen und Qualität zu schätzen wissen. Die hohe Lichtstärke lässt mit einer Vollfomatkamera bei normalem Tageslicht das Fotografieren aus der freien Hand ohne Stativ oder Auflage ohne Schärfeverlust zu. Die hohe mechanische Qualität deklassiert ohne jeden Zweifel alle Mitbewerber in diesem Brennweitenbereich.

Links auf www.harz-saale.de

Hoyer von Mansfeld und die Schlacht von lignum catuli oder Welfesholz

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