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Wirtschaft & Politik: Olympus will seine Kamerasparte an den Finanzinvestor Japan Industrial Partners – JIC – verkaufen

Am 25. Juni 2020 gab die japanische Firma Olympus per Pressemitteilung bekannt, dass sie ihre Imaging Sparte an den japanischen Finanzinvestor Japan Industrial PartnersJIC – verkaufen will. Der Deal soll bis zum Ende des Jahres 2020 abgeschlossen sein. Was das für Besitzer von Olympus Kameras und Objektiven bedeutet, lässt sich im Moment noch nicht abschätzen. Tatsache ist, dass die Kamerasparte von Olympus seit Jahren defizitär ist und auch nur noch zu einem sehr geringem Anteil am Konzernumsatz beiträgt.

Das Marktumfeld für Kameras ist heute sehr angespannt. Mobiltelefone haben in den letzten Jahren immer bessere Kameras bekommen, und für den denjenigen, der mit einer Profikamera ohnehin nur knipst, reichen auch iPhone & Co. Bei Olympus kommt erschwerend hinzu, dass es in den letzten Jahren keine wirklichen Innovationen mehr gab. Die Gelder für Forschung und Entwicklung wurden von Jahr zu Jahr drastisch zusammengestrichen. Die letzte wirklich innovative Kamera war die OM-D E-M1 Mark II. Das war zum Weihnachtsgeschäft 2016. Das neueste Modell – die E-M1X – hat technisch nicht Neues zu bieten und wirkt wie ein Auto mit 75 PS, dem man eine riesige Frittentheke und einen Krawallauspuff verpasst hat.

Die Preise für Kameras und Objektive waren immer hoch, die mechanische Verarbeitungsqualität aber auch.  Mich persönlich haben meine OM-D EM-1 und vorher die OM-D E-M5 bei der Verwendung der abgedichteten M.Zuiko Pro Objektive auch bei widrigstem Wetter niemals in Stich gelassen. Da gab es keine Wassereinbrüche, keine eingedrungenen Sandkörnchen und keine Schäden durch Frost. Olympus hat immer für die Witterungsbeständigkeit der OM-D Kameras garantiert. Das waren Qualitätsmerkmale, die mich bewogen haben, Olympus neben Nikon zu verwenden. Ich habe auf Flugreisen, zumeist ins Baltikum, auch die Kompaktheit des Micro Four Thirds Systems zu schätzen gelernt.

Bild: Olympus O-MD E-M1 mit Objektiv M.Zuiko 12-40 mm f/2.8 Pro Objektiv.
Diese Kamera ist besonders robust gegenüber Wetterbedingungen und mechanisch hervorragend gearbeitet.
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Bild Olympus OM-D E-M1 mit M.ZUIKO DIGITAL ED 40‑150mm F2.8 PRO.
Unverwüstliche Technik.
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Bild: Zweifellos eine Designikone, aber nicht wetterfest.
Olympus PEN-F mit LICA DG SUMMILUX 17 mm f/1.7 . Das Objektiv ist eine Festbrennweite mit einer hervorragenden Abbildungsqualität.
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Ob und wie JIC das Kamerageschäft ab dem nächsten Jahr weiterführen wird, steht in den Sternen. Ich hoffe nicht, dass es der Kamerasparte von Olympus so geht, wie der VAIO Computersparte von SONY. JIC hatte diese Sparte vor Jahren gekauft. Die Marke VAIO ist seitdem tot. Fraglich ist auch, wie man mit der zum Teil auf drei Jahre erweiterten Garantie auf Profikameras umgehen wird. Firmwareupdates, die regelmäßig den Funktionsumfang der Olympus Kameras erweiterten, stehen ebenso in den Sternen. Bestenfalls wird es nach meiner Einschätzung Olympus so gehen, wie zuvor PENTAX – die Marke fliegt unter dem Radar durch, existiert aber noch.

Nicht zuletzt sind die Pressemitteilungen von Olympus von Staat zu Staat sehr unterschiedlich, was die Zukunft der Marke betrifft. In Deutschland wurde von einer gemeinsamen Aktivität beider Konzerne geredet. In Großbritannien wurde darüber kein Wort verloren. Vertrauen zu schaffen, sieht anders aus. Neue Kunden zu gewinnen, geht so gar nicht – und man verunsichert die Bestandskunden. Probleme sollte man ehrlicher weise beim Namen nennen. Aber da unterscheidet sich Japan offensichtlich sehr von Deutschland,

Das alles ist sehr bitter, denn man kann in eine professionelle Kameraausttattung von Olympus schon den Preis eines Kleinwagens stecken – Stichwort LEICA Festbrennweiten oder M.Zuiko Pro Objektive. Wer viele teure M.Zuiko Pro Objektive hat, kann sich einstweilen bei den Kameras ja noch der Panasonic G Serie bedienen. Wie lange Panasonic noch das Micro Four Thirds System unterstützt, ist eine interessante Frage. Olympus war schließlich der Treiber dieses offenen Standards.

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