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Passagier auf dem Frachtschiff MS FREJ

Bild: Meine Kajüte auf dem B Deck des Frachtschiffes MS FREJ. Hier war früher der Zweite Ingenieur untergebracht. Klicken Sie auf das Bild um es zu vergrößern.

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Passagier auf dem Frachtschiff MS FREJ

Intention

Ich wollte schon immer eine längere Schiffsreise unternehmen. Allerdings sind Kreuzfahrtschiffe mit ihrer Rundum-Bespaßung für mich ein Graus. Ich bin Individualist. Die Reise auf einem Frachtschiff schien mir eine ganz andere Sache zu sein. Ich habe mich darauf eingelassen, und eine entsprechende Fahrt gebucht. Ganz einfach ist das aber nicht. Frachtschiffreisen werden immer populärer, insbesondere im Sommer und das Angebot ist begrenzt. Mein spezieller Dank gilt der gesamten Crew der MS FREJ, die mich während meiner Reise an ihrem Alltag teilnehmen lassen hat.

Technik, Organisation und Wheelhouse

Die MS FREJ und die MS ODIN sind baugleiche Schwesterschiffe. Sie sind fast 100 Meter lang und 16 Meter breit und haben eine Kapazität von 4500 tdw (Tons Dead Weight) . Die Brücke (Wheelhouse) der beiden Schiffe ist komplett digitalisiert. Ein Steuerrad – wie man sich das Klassischerweise vorstellt – sucht man hier vergebens. Gesteuert wird – außer im Nord-Ostsee-Kanal sowie im Mälaren – per Autopilot oder in den Schären per Wegpunkte. Es gibt einen Fahrhebel für die Einstellung des Pitches der Schraube und einen Joystick zum Ändern des Kurses. Falls die Fernsteuerung defekt ist, können die Fahrbefehle über eine autarke Signalanlage an den Maschinenraum übermittelt werden.

Die Hauptantriebsmaschine – ein 8-Zylinder-Reihenmotor von MaK aus Kiel – wird mit Diesel und einer konstanten Drehzahl von 75 % (450 rpm von maximal 600 rpm) betrieben. Das ist zum einen ökonomisch und schont die Maschine. Zum anderen wird der Hauptgenerator über ein Zwischengetriebe mit fester Übersetzung durch die Hauptmaschine angetrieben. Der Hauptgenerator muss mit (ungefähr) 1500 rpm laufen, um 50 Hz VAC zu liefern. Das Bordnetz mit 400 VAC 50 Hz und 230 VAC ist durch Spannungsregler abgesichert.

Die Geschwindigkeit sowie Vorwärts- und Rückwärtsfahrt werden durch den Pitch der Schaufeln des Propellers eingestellt. Der Pitch ist über NULL verstellbar, weil das Schiff auch rückwärts manövrieren muss. Abgesehen von der Brücke kann das Schiff auch von den beiden offenen Seitenauslegern (Balkons) der Brücke gesteuert werden. Was insbesondere in der engen Schleuse Södertälje wegen der Übersicht sehr hilfreich ist. Die Winkellage des Ruders wird zusätzlich noch analog und von allen Punkten auf der Brücke gut sichtbar angezeigt. Und ja: Es gibt auch als Backup gedruckte Seekarten. Das ist eine Forderung des Versicherers, da das GPS nicht redundant ist.

Die Offiziere fahren meist drei Monate zur See und haben danach drei Monate frei, wenn sie wollen. Die Mannschaft fährt in der Regel 4 Monate und hat dann 4 Monate frei. Die Besetzung der Crews überschneidet sich zeitlich und personell. Die Heuerverträge gelten immer nur für die jeweilige Kampagne. Der Reeder ist für den sicheren Transport der Crew von Tür zu Tür verantwortlich und muss dafür zahlen.

Mit Seefahrerromantik hat das Ganze überhaupt nichts mehr zu tun. Die Crew besteht aus ingesamt 8 Mann:

Mit dieser Besatzung basiert das Geschäftsmodell des Reeders darauf, dass die Crew in ihrer Gesamtheit verfügbar ist. Da darf niemand ausfallen, besonders nicht bei den Offizieren. Die anfallende Arbeit ist aus meiner Sicht sehr unterschiedlich verteilt. Nur der Kapitän darf das Schiff manuell fahren, was an jedem Hafen, an jeder Schleuse, an jeder Engstelle, jeder Brücke und dem Mälaren zum Tragen kommt. Der Kapitän trägt ohne Wenn und Aber die Verantwortung über Crew und Schiff. Der Erste ist für die Ladung und deren Sicherung verantwortlich. Heisst im Klartext: Wenn gelöscht oder gestaut wird, ist er auf Deck, egal ob 8 Stunden oder 32 Stunden. Der Chief ist ohnehin eine One-Man-Show. Ohne ihn gibt es keine technische Betreuung des Schiffes.

Guter Ton, Health and Safety

Prinzipiell dürfen sich Passagiere auf der MS FREJ und der MS ODIN frei bewegen. Ausgenommen sind die Brücke, der Maschinenraum und Gefahrenbereiche, also die Ladedecks und Bereiche, von denen zeitweise eine Gefahr ausgeht. Das sind zum Beispiel Winden auf dem Poop Deck beim An- und Ablegen oder das Vorschiff beim Ankern.

Für mich gehört es zum guten Ton, sich nach dem Einschiffen auf der Brücke zu melden, damit der Wachoffizier weiß, dass ich an Bord bin. Was die Brücke angeht, war es für mich kein Problem, mich dort dauerhaft aufzuhalten. Ich habe fast den ganzen Tag und große Teile der Nacht dort verbracht, wenn wir auf Fahrt waren. Der Alte hat mir nach ein paar Stunden an Bord sogar auf der Brücke einen Sitzplatz mit Schreibtisch und Panoramablick auf Höhe auf der Steuerbordseite zugewiesen. Ich durfte mich auch auf der Brücke jederzeit frei bewegen.

Ich habe immer den offiziellen Weg über die Innentreppe vom D- zum F-Deck, auf dem sich die Brücke befindet, genommen und mich an- und abgemeldet. Das fanden die Wachoffiziere sehr gut. Wenn die Türen zu den Balkonen der Brücke nicht offen standen, habe ich gefragt, ob ich nach außen darf. Das war auch gut so, weil die Mannschaft Malerarbeiten durchgeführt hat, die ich nicht mitbekommen habe. Man kann da mal schnell seine Klamotten versauen – und die Malerarbeiten auch.

Was die Maschine angeht: Der Chief und ich haben uns von Anfang an sehr gut verstanden. Er war froh, dass er mal einen Techniker um sich hatte, der wirklich interessiert war und auch verstanden hat, worüber geredet wurde. Er hat mit mir im Hafen Västerås eine ausführliche private Führung durch die Leitwarte und die Maschinenräume gegeben.

Fotoapparate und Smartphones gehören auf den äußeren Oberdecks so gesichert, dass sie nicht auf darunter liegende Decks fallen und jemanden verletzen können. Es gibt Handschlaufen aus Nylon, die komfortabel zu tragen sind und das Herunterfallen sicher verhindern.

Es ist aus meiner Erfahrung empfehlenswert, eine gepflegte Arbeitskleidung mitzunehmen. Es gibt heute moderne Hosen, T-Shirts und Softshelljacken, die komfortabel sind, gut aussehen und auf denen man nicht sofort jeden Fleck sieht. Mit den Sicherheitsschuhen S3 war ich auch gut bedient, da die Außendecks immer feucht oder nass und rutschig waren. Das alles ist kein Problem, denn es gibt keine Kleiderordnung. Auch die Offiziere laufen auf Frachtschiffen nicht in Uniform herum.

Bezüglich der Kajüte gibt es auf Handelsschiffen einen alten Brauch: Wenn die Tür zur Kajüte offen steht, darf jeder auf einen Plausch vorbeischauen und hereinkommen. Eine geschlossene Tür signalisiert: Ich möchte nicht gestört werden. Für die Crew ist dieser Brauch wichtig, weil sie unterschiedliche Dienst- und Ruhezeiten hat. Offene Türen müssen immer eingehängt sein.

Reisen ist das Einzige, das man kaufen kann und das einen dennoch reicher macht.

Externe Links:

UCA – UNITED CANAL AGENCY GMBH
https://kiel-canal.de

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