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Brennweitenverlängerung bei Objektiven an einer Kamera mit APS-C Senor – Ein Mythos

Bis heute hält sich hartnäckig das Gerücht, dass man an einer Kamera DX oder APS-C oder mit Micro Four Thirds Sensor die Brennweite mit dem Crop Factor – bei NIKON etwa 1.5, bei CANON etwa 1.6 und bei OLYMPUS und PANASONIC 2.0 – multiplizieren muss. Im Klartext glauben viele Kamerabesitzer, dass sie an einer DSLR mit APS-C Sensor bei einem Objektiv mit – sagen wir einmal 200 mm Brennweite, eine Brennweite von etwa 300 mm zur Verfügung haben.

Wodurch hält sich dieser Mythos so lange?

Das kommt ganz sicher zu eine guten Teil durch unglücklich gewählte Begriffe. So kennzeichnet der Begriff Normalbrennweite den Bildwinkel. In historischer Zeit hat übrigens Johann Wolfgang von Goethe den Bildwinkel des menschlichen Auges auf 50 Winkelgrad festgelegt. Bezogen auf die rechteckigen Bildsensoren der Digitalkameras (und auch der Maße des analogen Films) muss man mit der Diagonale rechnen, sie kennzeichnet die größte Ausdehnung. Sie stellt auch den minimal abzudeckenden Bildkreis des des Objektivs dar.

Auch Kamera- und Objektivhersteller helfen, diesen Mythos am Leben zu erhalten. OLYMPUS etwa bewirbt sein sicher sehr gutes ZUIKO DIGITAL ED 300mm 1:2.8 ((Bei OLYMPUS beträgt der Crop Factor wegen des noch kleineren Bildsensor 2!)) auf seiner Homepage mit folgenden Worten: “Mit seiner enormen Lichtstärke und einer Brennweite, die der eines 600-mm-Objektivs (bei 35-mm) entspricht, lässt es sich dank der halben Baugröße viel einfacher bedienen.” (Quelle: /1/)

Was ist wahr an diesem Mythos?

Mit sehr viel gutem Willen ist die Hälfte war an diesem Mythos! Ich möchte an dieser Stelle die in zahlreichen Foren gestellte Frage beantworten.

  1. Die Brennweite ist genau so, wie auf dem Objektiv angegeben! Die Angabe von 300 mm Brennweite, wie am Beispiel des oben zitierten OLYMPUS ZUIKO DIGITAL ED 300mm 1:2.8 sind es tatsächlich die angegeben 300 mm!
  2. Die Brennweite eines Objektivs wird durch den kleineren Bildsensor nicht geändert. Sie ist ausschließlich von der Konstruktion des Objektivs abhängig.
  3. Was sich allerdings ändert, ist der Bildwinkel. Und dieser ist in der Tat abhängig von der Größe des Bildsensors. Siehe nächster Abschnitt.

Bildwinkel oder Normalbrennweite

Der genaue Bildwinkel errechnet sich für alle Brennweiten und der Bildsensordiagonale aus:

b = 2 x arctan (s / (2 x f)

mit

b … Bildwinkel
s … Sensordiagonale (MFT: 21.6 mm; APS-C 27.5 mm; DX 28,4 mm; KB 43,3 mm)
f … Brennweite des Objektivs

In ausreichend guter Näherung kann man unterwegs den äquivalenten Bildwinkel eines Objektivs an einer Kamera mit DX Sensor überschlägig mit 1.5 multiplizieren, um auf den gleichen Bildwinkel eines Objektivs mit der gleichen Brennweite an einer Kamera mit Kleinbildsensor zu bekommen. Selbst wenn Ihnen jemand etwas Gegenteiliges erzählt: Die für gute Fotos ausreichende Näherung gilt auch für kleine Brennweiten.

Rechenbeispiel: Das NIKON AF-S DX NIKKOR 18-200 mm 1:3,5-5,6G ED VR Ⅱ deckt an einer NIKON D90 mit DX Sensor den gleichen Bildwinkel ab, wie das AF-S NIKKOR 28-300 mm 1:3,5-5,6G ED VR an einer NIKON D700 mit Kleinbildsensor – 18 * 1.5 = 27 und 200 *1.5 =300.

Bild: Bildsensor und Bildwinkel bei Vollformat und DX Sensor an NIKON DSLR’s.
(c) Originalfoto 2012 by Bert Ecke mit NIKON D90.

Warum man DX Objektive nicht sinnvoll an einer Kleinbild DLSR verwenden kann

NIKON DSLR’s können heute grundsätzlich mit Objektiven für Kameras mit dem DX Bildsenor umgehen. Sinn macht das aber nicht. Der Bildkreis und damit die Normalbrennweite beziehungsweise der Bildwinkel werden kleiner. Deshalb muss der Bildsensor auf eine geringere Auflösung geschaltet werden. Siehe Bild oben.

Quellenangabe

/1/ Produktinformation zum OLYMPUS ZUIKO DIGITAL ED 300mm 1:2.8
Stand 2013-05-01
https://www.olympus.de/site/de/c/cameras_accessories/digital_slr_cameras_accessories/dslr_lenses_adapters/zuiko_digital_ed_300mm_1/index.html

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