Dossier
Rügen – in der Ostsee gelegen – ist die größte Insel Deutschlands. Die Landschaft Rügens ist stark zergliedert – zahlreiche Bodden und Wieken teilen die Insel in mehrere Halbinseln mit einer jeweils typischen Landschaft. Das Wasser der Ostsee und zahlreiche Sturmfluten haben die Insel in den vergangenen Jahrhunderten und Jahrtausenden geformt. Rügen ist auch heute noch vorwiegend land- und forstwirtschaftlich geprägt. Große Industriebetriebe gibt es nicht. Von der einst stolzen Fischfangflotte und dem Fischverarbeitungskombinat in Sassnitz sind nur noch traurige Reste übrig. Der Fisch kommt heute oft aus Dänemark, den Niederlanden und zunehmend aus Polen.
Die Geschichte der Insel Rügen ist sehr bewegt. Immer wieder haben die Besitzer und Besatzer gewechselt. Ursprünglich war die Insel vom germanischen Stamm der Rugier besiedelt. Später kamen die slawischen Ranen. Diese wurden im 12. Jahrhundert Vasallen des Königs von Dänemark und mussten dabei auch ihrer Naturreligion zu Gunsten des Christentums abschwören. Im 14. Jahrhunderts kam Rügen an Pommern und wurde dann Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Im Frieden von Münster und Osnabrück kam die Insel an Schweden.
In den folgenden zwei Jahrhunderten wechselten die territoriale Zugehörigkeit der Insel Rügen häufig: Preußen, Schweden und Dänen führten immer wieder Krieg um Land und Leute. Erst durch den Wiener Kongress, der die territoriale Ordnung Europas nach den Napoleonischen Kriegen neu regelte, kam die Insel endgültig zum preußischen Staatsgebiet.
Rügen ist heute zu fast zu jeder Jahreszeit ein vielbesuchter Touristenmagnet. Besonders der Südosten der Insel mit den Seebädern Binz, Sellin, Baabe und Göhren ist touristisch ausgezeichnet erschlossen – durchaus mondän und auch entsprechend teuer. In den letzten Jahren wurde auch der Nordosten wie etwa Glowe oder Sagard mit großen Hotelanlagen bebaut.
Deutlich beschaulicher und individueller geht es im Westen der Insel Rügen zu. Dort gibt es aber leider nicht so schöne Sandstrände und die Ostsee ist viel flacher. Für mich ist die Insel Rügen eines der schönsten Urlaubsgebiete in Deutschland. Mich zieht es regelmäßig – mindestens einmal im Jahr – dort hin. An einem Urlaubstag unternehme ich immer eine Reise quer über die Insel. Seit vielen Jahren ist mir Rügen genau so vertraut wie der Harz – und eigentlich meine zweite Heimat.
Auf dieser Seite möchte ich Ihnen meine Lieblingsplätze auf der Insel Rügen vorstellen. Es sind oft Plätze jenseits des Touristenrummels und manchmal werden Sie auch je nach Lage Ihrer Ferienwohnung sehr zeitig aufstehen und weit fahren müssen, um ähnliche Eindrücke zu erhalten. Sie werden es aber garantiert nicht bereuen! An einige Plätze der Insel Rügen knüpfen sich für mich schöne Kindheitserinnerungen, an die ich mich heute noch gern erinnere.
Unterwegs im Norden der Insel Rügen
Auf dem Bug – Sonnenaufgang über dem Wieker Bodden
Zu einem Urlaub auf der Insel Rügen gehört für mich auch das Erleben eines Sonnenaufganges dazu. Das bedeutet allerdings sehr frühes Aufstehen. Ich persönlich liebe die Sonnenaufgänge über dem Wieker Bodden bei Dranske. Hier ist es herrlich einsam und ruhig. Zu einem solchen Sonnenaufgang gehören auch ein Schwedenfeuer mit gegrillten Würstchen, eine süße Kakaomilch mit einem kräftigen Schuss braunem Rum und ein Feuerwerk.
Auf dem Bug – Sonnenuntergang am Strand von Dranske
Dranske hat nach meinem Geschmack einen der spektakulärsten Strände der Insel Rügen. Er lädt mit seinen oft hohen Wellen zum Baden ein. Zudem ist er – zumindest jetzt noch wegen seiner Abgelegenheit – ein ruhiger Fleck für ein abendliches Barbecue mit einem traumhaften Blick auf die Insel Hiddensee und ihrem Leuchtturm. Wenn man Glück hat, kann man hier einen traumhaften und langen Sonnenuntergang mit spektakulären Farben erleben. Der Steinstrand und der oft starke Wind hält viele Leute vom Baden ab – mich nicht.
Auf dem Bug – Die Reste der 6. Flottille BUG der NVA
Dranske war von 1963 bis 1961 Stützpunkt der 6. FLOTTILLE BUG mit dem Tarnnamen BUGWA. Die Nutzung als Schnellbootstützpunkt der NATIONALEN VOLKSARMEE der DDR hat dem Ort sein Gepräge gegeben. Ab 1984 waren hier die damals modernen Schnellboote der TARANTUL-I-KLASSE aus sowjetischer Produktion stationiert. In dieser Zeit wurden in dem ehemaligen Fischerdorf 15 Neubaublöcke errichtet, die heute das Ortsbild bestimmen. Nach der Abwicklung der Flottille hat der Ort einen starken Bevölkerungsrückgang erfahren. Versenkte Schiffe der 6. FLOTTILLE BUG sind noch im WIEKER BODDEN zu finden.
Unterwegs auf der Halbinsel Jasmund
Die Feuersteinfelder auf der Schmalen Heide zwischen Mukran und Prora
Die Feuersteinfelder auf der SCHMALEN HEIDE bei Mukran entstanden durch mehrere Sturmfluten vor mehr als 4500 Jahren. Die Mächtigkeit des Schotters und die damit verbundene Trockenheit bedingt nur einen sehr spärlichen Bewuchs mit Pflanzen. Verkrüppelte Kiefern und Büsche inmitten der meist faustgroßen Steine bieten ein wahrlich bizarres Bild.
Paradiesruinen – Der Koloss von Prora
Die Ruinen des einst vom NS-Regime geplanten KdF SEEBADES PRORA sind eine der besonderen Sehenswürdigkeiten Deutschlands. Hier – am langen Sandstrand zwischen Mukran und Binz – sollte in der Zeit des Nationalsozialismus ein Urlauberzentrum für 20.000 Personen entstehen. Dem Architekten Klemens Klotz gelang ein unvergleichliches Bauwerk – auf einer Länge von 4.500 Metern erstreckt sich sich der Gebäudekomplex zwischen Mukran und Prora entlang des traumhaften Sandstrandes – vor dem Umkippen durch eine leicht sichelförmige Form geschützt. Alle Zimmer hätten Seeblick gehabt.
Die Bauarbeiten wurden wurden nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gestoppt, weil alle Ressourcen auf die Rüstung konzentriert wurden. So wurde der KOLOSS VON PRORA nur teilweise fertiggestellt. Anstatt einer geplanten Marmorverkleidung gibt es nur tristen Rauhputz. Dennoch ist dieses Bauwerk auch heute noch imposant, Der Kontrast zwischen der gigantischen Ausdehnung und der im Detail filigranen Ausführung mit dünnen Wänden und Decken ist für einen technikbegeisterten Menschen faszinierend.
Neben seiner geschichtlichen Bedeutung hat Prora meiner Meinung nach einen der schönsten Sandstrände der Insel Rügen. Auch heute noch ist der Strand von Prora ein Badegebiet für Insider mit toleranten Badegästen. Nacktbaden und Nacktsonnen ist hier – zumindest bis jetzt – absolut kein Problem. Der Strand von Prora wird meist von jüngerem bis mittelaltem Publikum besucht. Leider wurde die Zahl der Parkplätze in den letzten Jahren stark reduziert – und man darf wegen der teils miserablen Qualität des Untergrundes der gebührenpflichtigen (!!!) Parkplätze nicht zimperlich bezüglich des eigenen Autos sein.
Sassnitz – Stadt und Hafen
Theodor Fontane schrieb in seinem Roman EFFI BRIEST bereits Ende des 19. Jahrhunderts “Nach Rügen reisen heißt nach Saßnitz reisen.” Wie recht er doch damit hatte! Für mich ist Sassnitz zweifellos der wahre Mittelpunkt der Insel Rügen. Ich liebe den überschaubaren Hafen mit seiner langgestreckten Mole, seinen Fischkuttern, seinen Ausflugsschiffen, den kleinen Geschäften und den Restaurants. Die Altstadt konnte ihren Charme – auch mit einer gewissen Morbidität – bis heute erhalten. Für mich ist es immer wieder schön, mit dem Auto bei geöffneten Fenstern und cooler Musik eine Runde durch den Hafen zu drehen. Der Hafen ist auch zu jeder Zeit ein passender Ort, um interessante Fotos zu machen.
Stilles Westrügen – Fernab vom Touristenrummel
Waase auf der Insel Ummanz
Der stille Ort Waase auf der Insel Ummanz im ruhigen Westrügen ist der Ort, an dem meine Eltern mit mir in Kindertagen immer wieder Urlaub auf dem Bauernhof von Lotte und Erich Freytag machten – Waschen an der Pumpe inklusive. Komfort war damals relativ – aber wir genossen diese Urlaube. Der Bauer hatte immer einen klaren Kornschnaps in der Schrotkiste des Pferdestalles. Hier “musste” mein mein Vater jeden Morgen “Zähneputzen” – mit dem Klaren aus der Schrotkiste. Es gab immer ein altes klappriges Pferd, das vor dem Schlachthof gerettet wurde, und dann noch ein paar Jahre das Gepäck der Urlauber auf Ummanz transportierte (Na Ja: Vielleicht wurde das Pferd auch nicht wirklich gerettet, sondern nur gegen das noch klapprigere des Hofes eingetauscht? – Wer weiss das schon heute noch, aber die Buchhaltung musste ja irgendwie stimmen! Illusionen und schöne Erinnerungen leben einfach ewig!). Auf den sumpfigen Wiesen hinter dem Haus stand übrigens immer ein Bulle, der auf dem Buckel schon Moos angesetzt hatte, im Reetgras. Wir gingen Fischen und Baden – klar nach dem “Zähneputzen” war Autofahren für den Rest des Tages nicht mehr drin und der Trabi musste ja auch noch die Fahrt nach Hause halten. Lotte kochte traumhaft Dinge, die es so nicht zu kaufen gab. Ich durfte anziehen, was ich wollte, wir schliefen auf Luftmatratzen und am späten Abend gab es verbotenerweise den Feindsender “Rädio Laxemburg” – was für ein geiler Urlaub.